Endlich! Unser Seminar zum Thema “Tod Geschlecht, Kapital” hat vom 23.-25.8. 2013 stattgefunden. Wir danken Junge Linke Rheinland-Pfalz für die Organisation und die wunderbare Verpflegung!
Kapitale Todeskulte
Die Bürger verbannen den Tod am liebsten aus ihrem Blickfeld – und doch sorgt er auch zugleich für eine heimlich-unheimliche Faszination. Deren Endpunkt bildet der faschistische und islamistische Todeskitsch: »Viva la muerte«, skandierten die spanischen Falangisten, und die Djihadisten sekundieren: »Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod«. Diese mörderische Angstlust gilt es ideologiekritisch zu dechiffrieren – und dabei zu fragen, was sie übers Kapitalverhältnis selbst, die endlose Akkumulation toter Arbeit, verrät.
Verklärung des Todes und untotes Leben
Bilder vom Tod einerseits, von Unsterblichkeit andererseits gehören, seit es Kulturindustrie gibt, sowohl als Wunsch- wie als Schreckensbilder zu deren liebsten Sujets. Anhand eines ihrer erfolgreichsten Produkte, der Harry-Potter-Reihe, wollen wir modellhaft den jüngsten Variationen dieser Bildproduktion nachgehen und fragen, was es mit einem Bewusstsein auf sich hat, das ewiges Leben nur als endlosen Schrecken zu denken vermag.
Death and the Maiden
Den Preis für das doppeldeutige Verhältnis zum Tode haben unter patriarchalen Verhältnissen stets die Frauen zu tragen. Seit der Antike wird ihnen, analog zur Rolle als Lebensspenderin, auch die größere Nähe zum Totenreich zugeschrieben. Zu diskutieren wäre, inwiefern auch in der spätbürgerlichen Gesellschaft, welche formale Gleichberechtigung mit dem weiterhin fortwesenden Geschlechterverhältnis koexistiern lässt, sich das Bild der Frau, die politisch-ökonomisch nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint, erhält.
Tod und Utopie
Wenn Adorno von der Hoffnung auf die Abschaffung des Todes spricht, so warnt er zugleich, dem Gedanke daran müsse selbst die Schwere des Todes innewohnen. Denn unter herrschenden Bedingungen droht der utopische Wunsch stets in die Horrorvision sturer Selbsterhaltung umzuschlagen, ins Bild von Subjekten, deren hermetische Abdichtung gegen alles Fremde, Andere selbst Gevatter Hein keine Chance lässt. Abschließend wollen wir uns daher der Frage widmen, was Widerstand gegen die Vorherrschaft des Todes mehr und anderes heißen kann als Überleben um jeden Preis – und auch, ob für die befreite Menschheit selbst die Sterblichkeit ihren Schrecken zu verlieren vermöchte.
http://jd-jl-rlp.de/event/tod-geschlecht-kapital-seminar-mit-der-gruppe-les-madeleines/