lesmadeleines

Archive for Juli 2001|Monthly archive page

Kurze Einlassung zum 30S-Artikel „Backe, Backe, Weltbild fertig“.

In Artikel on 21. Juli 2001 at 20:21

Es ist sinnvoll, Texte, über die gestritten wird, im Original zu kennen. Interessierte finden unsere Broschüre „Das borderline-Syndrom/Beitrag zu einer erfolgreich verhinderten Debatte“ ausliegend oder im Netz unter http://www.lesmadeleines.net/

Wir haben uns über Euren Text und die Covergestaltung ziemlich geärgert. Nicht, weil der Autor uns kritisiert, nicht weil er das auf polemische Art und Weise macht und nicht deshalb, weil wir keinen Humor verstünden. Sondern weil der Autor, der uns in seinem Artikel oberlehrerhaft erklärt, wie Texte zu lesen seien, den unseren entweder nicht gelesen oder aber nicht verstanden hat. Deshalb, weil seine Kritik eine schlechte ist, die sich an einem Punkt abarbeitet, der in unserem Text so nicht auftaucht. Den Rest des Beitrags lesen »

Verhandlungsmoral und bürgerliche Gesellschaft

In Artikel, Veranstaltung on 20. Juli 2001 at 20:16

Ich möchte mein Referat mit einer seltsamen Bitte beginnen, nämlich der, daß Ihr mir aufmerksam zuhört: das mag zwar verdreht erscheinen, wo ihr doch anscheinend zu dem Zwecke gekommen seid, jedoch habe ich den Eindruck, daß diese Disskussion so affektgeladen ist, daß viele sich gegenseitig überhaupt nicht mehr zuhören, nicht mehr zwischen Projektion und Wirklichkeit unterscheiden können oder einfach sich dem nötigen Zweifel zur Wahrheit verweigern und vor allem Recht haben wollen. Es geht um ein diffiziles Thema, was einige Präzision und Empathie erfordert, auf den jedeR die oder der zuhört sich schon einlassen muß, soll etwas Vernünftiges dabei herauskommen. Wer letzteres nicht wünscht, möge gehen. Wir wollen hier keine Machtspiele spielen sondern unsere Positionen zur Disskussion stellen und auch die der Bahamas. Grundsätzlich möchte ich noch darauf hinweisen, daß ich, wenn ich VertreterInnen sage, Frauen und Männer meine, genau so wenn ich von der Mensch oder die Person rede. Den Rest des Beitrags lesen »

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, liebe Diskutantinnen und Diskutanten,

In Veranstaltung on 20. Juli 2001 at 20:11

wir freuen uns, Euch auf unserer Veranstaltung „Subjekt – Sexualität – linksradikale Szene“ willkommen heißen zu können – umso mehr, als, wie viele von Euch wissen, das Zuhören und Diskutieren sicher mehr Mühe kosten wird als sonst. Bereits im Vorfeld sind die Wellen hoch geschlagen; und affektbesetzt, wie das Thema zu sein scheint, könnte die pessimistische Vorhersage zugleich die realistischste sein: Daß heute abend allenfalls die Zahlenverhältnisse zwischen GegnerInnen und BefürworterInnen der Definitionsmacht, der Bahamas- und Madeleine-Thesen geklärt werden. Wenn wir uns dennoch nicht zur Absage entschlossen haben, dann aus der leisen Hoffnung, es könnten statt der Taten doch die Worte sprechen. Genauso hoffen wir, daß diese Worte sich nicht darin erschöpfen, unfruchtbare Stellungnahmen zu den „konkreten Fällen“, ob in Berlin, ob anderswo, einzufordern; nicht aus Feigheit, sondern weil ernstgemeinte Auseinandersetzung mit diesen ein komplett anderes Setting erforderte, als wir es hier bieten können. Was wir bieten können und wollen, ist der Raum für einen Dialog, in dem Gemeinsamkeit zwar nicht in der Sache herrscht, aber doch darüber, was zur Debatte steht – und daß es zur Debatte gestellt werden kann in anderer als der finsteren Absicht, sexuelle Gewalt zu propagieren und zu legitimieren. Den Rest des Beitrags lesen »

Das borderline-Syndrom – Beitrag zu einer erfolgreich verhinderten Diskussion

In Artikel, Veranstaltung on 20. Juli 2001 at 20:09

Ein Mann weckt seine Freundin; er ist erregt; er will Sex mit ihr. Sie lehnt ab; daraufhin passiert: nichts. Beide schlafen, so ist anzunehmen, wieder ein.

Diese Begebenheit bot, vor einigen Jahren, in der ‘Interim’ Anlaß für eine der vielen „Vergewaltigungsdiskussionen„. Wir wissen nicht, was zwischen der Frau und ihrem Typen ansonsten vorgefallen war und warum es ihr geboten schien, diese Szene an die Öffentlichkeit zu bringen. Darum geht es uns nicht. Denn die ‘Interim’-LeserInnen wußten ebensowenig über etwaige spezifische Hintergründe bescheid; und trafen doch einhellig ihr Urteil: Sexuelle Avancen einer Frau gegenüber, die, gerade aufgewacht, noch nicht alle ihre sieben Sinne beisammen haben mag, erfüllen in jedem Falle den Tatbestand der sexistischen Grenzverletzung. Nur über die Klassifikation – Übergriff oder Vergewaltigung – wurde im folgenden noch gestritten; und natürlich gemeinsam Abscheu bekundet. Keine Stimme jedoch, die fragt, wie es wohl einem Opfer erzwungenen Verkehrs ergehen mag, das verfolgen muß, wie eine Szene konsensual das erlittene eigene Erleben begrifflich mit einer mißglückten sexuellen Kommunikation in einer Paarbeziehung gleichsetzt. Keine Stimme auch, die auf die fatale Parallele des Frauenbildes, dem hier das Wort geredet wurde, mit dem patriarchalen Weiblichkeitsideal verweist: dem Ideal der Frau, die stets erst nach reiflicher Überlegung sich dem Manne, der Geduld zu beweisen vermag, sich hingebe; die nicht wie die Schlampe spontan, gar selbstbewußt ihren Impulsen folge. (Um nicht mißverstanden zu werden: Der hier verwandte viktorianische Jargon überzeichnet. Aber merkwürdig ist es schon, wenn an diesem Fall demonstriert werden soll, warum erotische Anträge an eine Person, die sich im Zustande teilweiser Unzurechnungsfähigkeit befindet, dieser keine Entscheidungsfreiheit lasse und daher in Wirklichkeit Zwang sind – wenn die Frau doch offensichtlich zum „Nein„ in der Lage war. Dieser Logik zufolge wäre ein solches „Nein„ kein echtes, weil bloß instinktiv gewählt. Und das ist wahrlich nicht weit weg von der sittlich unwürdigen Entscheidung.) Den Rest des Beitrags lesen »